Robotics – Die Lösung der Pflegeproblematik?

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Robotics - Die Lösung der Pflegeproblematik?; Fotocredits: AdobeStock/VVO

Die Pflege-Problematik
Stark „Klienten-fokussierte“ Pflege trotz einer zunehmenden Lücke an Personal und Fachkräften in eben dieser Berufssparte – genau das Problem könnte mit dem Einsatz von Robotern in der Pflege gelöst werden. Doch wie können die technischen Helferlein uns wirklich beistehen?

Um zu verstehen, wozu genau die Pflegeroboter eingesetzt werden sollen, muss zuerst die Problematik geschildert werden, bei welcher viele Faktoren zur Erschwerung der Thematik beitragen. So hat in der heutigen Gesellschaft Langlebigkeit als Ziel einen hohen Stellenwert. Diese wird durch die verbesserten Lebensumstände immer öfter erreicht, jedoch bleibt die Frage nach der Betreuung eben dieser Langlebigen unbeantwortet.
Darüber hinaus ist die immer älter werdende Generation der Baby-Boomer mit einzuberechnen. 2035 werden bis zu 35% der Bevölkerung über 60 Jahre alt sein, wobei bereits ab 75 Jahren von einem erhöhten Pflegebedarf auszugehend ist.
Die Ausdünnung der familiären Netze ist dabei ein Problem. Während früher vor allem auf die Unterstützung und Pflege durch die Familie Wert gelegt wurde, bleibt diese Stütze heutzutage aus.
Vor allem von Frauen wurde der Sektor der informellen Pflegeleistungen dominiert, da diese eher ein niedrigeres Bildungsniveau erreichten. Aus den heutigen, viel höheren Bildungsstandards resultiert also unter anderem ein deutlicher Rückgang des Pflegepersonals.

All diese Faktoren nehmen Einfluss auf den Bereich der Pflege und begünstigen eine abwärts Spirale: Die Knappheit an Pflegepersonal erschwert den Beruf und macht ihn somit unattraktiver. Das führt wiederum zu weniger Personal, was sich wieder in einer Erschwerung der Arbeitsbedingungen äußert.
Das Resultat sind hohe Kostenaufwände auf Seiten der Arbeitgeber, eine hohe Abwanderungsbereitschaft und eine enorme Belastung des Personals.

Definition Roboter
Ob in der Großindustriellen Fertigung, in der Kommunikation oder bei Massendienstleistungen, Roboter und Maschinen werden heutzutage quasi überall eingesetzt und sind nicht mehr wegzudenken. Nahezu jeder Bereich unseres Lebens ist mit Technologie bestückt.

Aber wie genau ist ein Roboter nun von anderen Technologien zu unterscheiden? Als Roboter gilt nach der Definition eine programmierbare Maschine, die sich über zwei Achsen bewegen kann und mit einem Grad an Autonomie verschiedenen Aufgaben und Tätigkeiten nachgehen kann.
Darunter kann man weiter zwischen Industrieroboter und Serviceroboter unterscheiden. Letzterer ist entweder im gewerblichen oder häuslichen Bereich tätig und führt spezifische Tätigkeiten für den einzelnen Menschen aus.

Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine
Um die technischen Helfer einsetzen zu können bedarf es ein Zusammenspiel zwischen Mensch und Maschine. Die Roboter sollen also die Pfleger nicht ersetzen, sondern sie in ihrer Arbeit unterstützen: Sie merken sich patientenspezifische Daten und können diese den Pflegern weiterkommunizieren, ermöglichen Videoverbindungen zwischen Patienten und Angehörigen und dienen als treuer Begleiter. Sie sorgen also nicht nur dafür, dass die Pfleger effizient und individuell auf die jeweiligen Bedürfnisse eingehen können, sondern verhindern auch das Gefühl der Einsamkeit und der sozialen Abgeschiedenheit.
Außerdem bringen sie langfristig gesehen eine Kostenersparnis mit sich und verringern das Risiko des menschlichen Versagens.

Bevor Maschinen allerdings tatsächlich regulär in der Pflege eingesetzt werden können, muss die rechtliche Lage geklärt werden. Denn wem ist die Verantwortung zuzuschreiben, wenn den Robotern doch einmal gravierende Fehler unterlaufen oder ein Glitch im System vorkommt? Außerdem steht dem Einsetzen von Pflegerobotern das heikle Thema des Datenschutzes im Wege: vor allem die großen Konzerne und Internet-Riesen sehen in dieser möglichen Pflegereform und der damit verbundenen, großen Menge an Gesundheitsdaten ein lukratives Geschäft.

Natürlich steckt in dem Konzept der Pflegeroboter auch ein enormes Marktpotenzial. So wurde 2015 das doppelte an Ausgaben getätigt als im Vorjahr, also rund 587 Milliarden US-Dollar, und die Tendenz bleibt steigend. Immer mehr Konzerne und Unternehmen sind bereit, in das moderne Konzept zu investieren.

Doch wie ist sich diese Zusammenarbeit nun konkret vorzustellen? Als Beispiel dient die kleine Pflegerobbe Paro, die im japanischen Pflegeheim Fuyo-En das erste Mal eingesetzt wurde. Seit 2014 greift auch in Wien der Roboter den Mitarbeitern unter die Arme. Er wirkt sowohl beruhigend, als auch animierend und trainiert die Feinmotorik und den Sprachgebrauch der Senioren. Er beschäftigt die Senioren und unterhält sie, damit die Pfleger anderen Tätigkeiten nachgehen können, ohne die Patienten zu vernachlässigen.
In San Francisco kommt der Pflegeroboter Mabu zum Einsatz. Dieser hilft den Bewohnern bei der Bewältigung ihres Alltags. Als ein mitdenkender Begleiter erinnert er die Senioren an ihre Medikation, kann vertrauliche Daten an ihre Ärzte schicken und Emotionen aus dem Gesicht lesen.
Ähnlich arbeitet auch der aus Japan kommende humanoide Roboter namens Pepper. Er wird als kommunikativer und informativer Gefährte eingesetzt, analysiert Gesichtszüge und reagiert entsprechend darauf.

Dennoch bleibt das Konzept der Pflegeroboter umstritten: Einerseits hilft die Technologie Zeit zu sparen und effizient auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten einzugehen. Andererseits ist es für einen Roboter unmöglich die menschliche Wärme und Zuneigung kompensieren, die ein Pfleger normalerweise mit sich bringt. Es stellt sich also die Frage in welchem Ausmaß wir unsere Liebsten den Maschinen überlassen sollten.

Zukunft
Zukünftig soll der Fokus auf die Erhöhung der Selbstständigkeit gelegt werden. Auch physische Tätigkeiten, wie die Umbettung von Patienten oder die Einstiegshilfe in den Rollstuhl, sollen in deren Aufgabenbereich fallen. Außerdem wird geplant, die Fähigkeit der Objektwahrnehmung zu verbessern, damit Roboter eigenständig Objekte identifizieren können und mit ihren Datenbanken vergleichen können. Dadurch könnten sie dabei helfen, verloren gegangene Gegenstände zu suchen und zu retournieren.
Ersetzen werden die Maschinen die Menschen im Pflegebereich allerdings noch länger nicht. Beim Erfüllen der Kernaufgaben der Pfleger stößt die Technik derzeit noch auf ihre Grenzen. Unklar bleibt also, inwieweit die Roboter die Pflegeproblematik tatsächlich lösen können.