Brandunfälle in der Landwirtschaft steigen: Im Jahr 2020 stieg die Statistik nochmal beträchtlich in die Höhe und erreichte einen bundesweiten Rekordwert. Damit betrifft über ein Viertel der gesamten Brandunfälle in Österreich die Agrarbranche. Dabei könnten bestimmte Maßnahmen das Brandrisiko maßgeblich senken und somit auch Menschenleben retten, so die Experten des österreichischen Versicherungsverbandes VVO gemeinsam mit dem Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV).
Im Durchschnitt der Jahre 2010 bis 2020 ereigneten sich in Österreich jährlich 1.590 Brände in der Landwirtschaft – und das mit steigender Tendenz. Das Jahr 2020 sticht besonders hervor: „Mit 2.306 Ereignissen 2020 wurde ein Höchststand der bisherigen Aufzeichnungen von Bränden in der Landwirtschaft gemessen – das sind rund 45 Prozent mehr gemeldete Brandunfälle als im vorangegangenen Jahr 2019,“ so Dr. Louis Norman-Audenhove, Generalsekretär des österreichischen Versicherungsverbandes VVO.
Steigende Schadenssummen
Mit dem Anstieg an Bränden im Zeitraum 2010 bis 2020 geht auch eine Zunahme der Schadenssummen einher. Diese belaufen sich im Schnitt auf über 59 Mio. Euro pro Jahr, wobei einzelne Großbrände mehr als die Hälfte der Schadenssummen verursachen. Vor einem Jahrzehnt betrug die Schadenssumme noch 42 Mio. Euro, während sie in den letzten Jahren teilweise auf über 85 Mio. Euro stieg.
Durch Automatisierung auch brandgefährliche Risiken
Laut Agrarstrukturerhebung der Statistik Austria ist die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe seit der Jahrtausendwende um rund ein Viertel gesunken. Gleichzeitig ist ein jährlicher Anstieg der Produktion landwirtschaftlicher Güter aufgrund von Automatisation zu verzeichnen. Durch die meist technischen Modernisierungsmaßnahmen erhöht sich aber auch das Brandrisiko in den Betrieben.
Elektrobrand als Unfallursache Nummer 1
Während ehemals sehr häufige Brandursachen, wie z.B. Heuselbstentzündung, in den letzten Jahrzehnten deutlich abgenommen haben, nahmen Ursachen wie Elektrobrand sprunghaft zu. Eine Studie des KFV ergab, dass der Elektrobrand als Ursache des Feuers sogar klar an erster Stelle stand, gefolgt von Brandstiftung und Naturereignissen wie z.B. Blitzschlag. „Um Brände präventiv verhindern zu können, ist es dringend ratsam, das Risikopotenzial im eigenen Betrieb regelmäßig zu evaluieren und die vorhandenen Brandschutzvorrichtungen auf ihre Aktualität, Funktionalität aber auch auf Wirksamkeit und Effektivität zu überprüfen,“ sagt Dr. Othmar Thann, Direktor des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV). „Auch bei der Lagerung von Holzhackschnitzeln ist Vorsicht geboten, da Holzhackschnitzellager rasch sprichwörtlich brandgefährlich werden können.“
Konkrete Schutzmaßnahmen für Landwirte zur Vorbeugung von Bränden:
- Besuchen Sie und auch ggf. Ihre Mitarbeiter/Familienmitglieder einen Brandschutzkurs, lassen Sie sich im Umgang mit Feuerlöscher, Löschdecke und in Erster Hilfe schulen.
- Elektrische Anlagen müssen regelmäßig gewartet und geprüft werden, lassen Sie diese nur von fachkundigen Unternehmen installieren, prüfen Sie regelmäßig die Blitzschutzeinrichtungen.
- Überprüfen und reinigen Sie regelmäßig die elektrischen Betriebsmittel und Leuchten.
- Bei der Lagerung von Holzhackschnitzel ist darauf zu achten, dass keine Gefahr einer Selbstentzündung besteht. Höhere Temperaturen gekoppelt mit den Eigenschaften des Materials und der Höhe der Schüttung können Hitze im Inneren erzeugen, die in weiterer Folge zu einer Selbstentzündung führen kann.
- Achten Sie darauf, Feuerlöscher ausreichend dimensioniert zur Verfügung zu stellen – vor allem im Wohnbereich, in Werkstätten, und im Wirtschaftstrakt.